Braucht die Welt noch Männer?

Ich habe letztens ein Video auf Insta gesehen in dem eine junge Frau sagte: “Männer müssen gewollt werden, denn wir [die Frauen] brauchen sie nicht mehr”.

Als ich meine initiale Kritik vorüber ziehen lies, kam ein neues Gefühl auf: Entspannung… Ich muss niemanden beeindrucken, fixen, retten, erlösen! Wie cool! 😃 Dann kann ich mich ja anderen Dingen zuwenden.

Diese Erfahrung schließt sich an, an etwas das Nic Warner in einem Podcast letztens sagte: “…I realized, I don’t have to see every girl on the street as a potential mate!” Ich mein.. ja klar, aber da muss man ja erstmal drauf kommen?!

Ich bewundere die Fem-Bewegung, wie Frauen sich augenscheinlich ganz neu aufstellen, ganz andere Verhältnisse und Haltungen einnehmen zu der Welt, zu einander unter Frauen und auch Männern gegenüber.

Und lange stellt sich mir die Frage: und was machen wir Männer jetzt?

David Deida spricht seit Jahren von seinen 3 Stages.

  1. Die ursprüngliche: Mann geht arbeiten (Malboroman), Frau macht den Haushalt und die Kinder. Hier sind die Rollen “geklärt”, aber auf alle Kosten der Freiheit der Individualität.

  2. Die zweite Stage nennt er oft die 50/50 Stage. Frauen emanzipieren sich hier und Männer lernen ihre Gefühle wahrzunehmen. Beziehungen verlieren hier oft ihre Polarität, also ihre Anziehungskraft, weil die Paare sich auf der Polaritätsskala in der Mitte bewegen: im Therapeutischen, um den Null-Punkt herum. ♀︎—————\— Ø —/——————♂︎
    Er spricht auch von einem Switch-Phänomen weil Frauen ihre Maskuline Seite ins Licht des Bewusstsein bringen wollen und Männer ihre feminine Seite erleben. Stolperfalle hierbei sind die Schattenseiten der Polaritäten in denen wir und oft “gefangen” finden. Die Rollen sind hier super ungeklärt, variabel und wo möglich aufwendig besprochen und vereinbart.

  3. Stage 3, the holy grail. Jeder ist in seinem Empowered-Self, Enlightened-Self, durch den langen Weg, das Nadelöhr der Self-Mastery in die wahrhaftigste Weise des Selbstausdrucks, der Selbstwahrnehmung, im Schaffensstrom mit dem höheren Selbst. In der vollen Freiheit und Fähigkeit seinen Ort auf der Polaritätsskale bewusst zu wählen einzusetzen und zu verändern. Ein Tanz auf höchstem Niveau.

Das ist mein Hintergrund. Das bewegt sich in mir mit der Frage: und was ist mit uns Männern? Auf der einen Seite klingt da in mir ein kleiner Junge der fragt: und was ist mit mir :( ? Daneben steht der Mann, der seit Jahren reflektiv proaktiv an sich arbeitet und hält ihm den Raum. Ich. Also, auch ich.

Ich finde die Frau hat recht. Ich finde was die Frau sagt stimmt. So per se brauchen Frauen uns nicht mehr: sie haben jetzt bessere Jobs, schneiden wesentlich besser an den Unis ab, sind sooo viel besser untereinander vernetzt und helfen sich gegenseitig auf ihren Wegen… Und an und für sich sind die Samenbänke wohl voll genug damit sie sich fortpflanzen können, wenn sie es so wollten. Ich bin da voll raus!

Ja es gibt 100 Wege das Argument rechtmäßig andersrum zu formulieren und all die Gründe aufzuzählen, in denen diese Frau nicht recht hat und Frauen sehr wohl auf uns Männer angewiesen sind, aber wir sind hier in einem 50/50 Stadium, also lass mal eben bei der Sicht bleiben.

Männer, wir haben hier eine Chance. Die Chance auf der einen Seite von den Frauen zu lernen, wie sie ihre Schritte in komplett neuen Gewässern tun, sich verbünden und in Gemeinschaft lernen. Auf der anderen Seite haben wir ZEIT uns wirklich uns zuzuwenden. Mal die Reizreaktionsmuster zu prüfen, die alten Schubladen zu entstauben. Einen ernsthaften Blick in den Spiegel zu wagen, wer wir da geworden sind nach all dieser Zeit.

Mein Lieblingsbegriff ist da gerade meine Naturgesetze grundlegen zu prüfen, sie in Frage zu stellen und sie in ihrem Ursprung zu beobachten. Hallo liebe Eltern 👋🏼.

Weißt du, wir haben (als Geschlechtsgemeinschaft) all unsern Fokus darauf gelegt die Welt en detail zu untersuchen, zu zerlegen zu widerlegen, die krasseste Technik zu erfinden, zu bauen und zu zerstören und wir sind damit sehr weit gekommen 🤙🏼 wichtig!

Dit reischt aber leider nicht mehr, freundchen. 🥸

Die Frage bleibt: und was ist mit uns Männern? Wir sind unzufrieden in unseren Jobs, im 9to5, wir hustlen weil muss ja, geht ja nicht anders. Wir stecken in dem selben Teufelskreis wie unsere Väter, Großväter und wie weit zurück auch immer.

Aber ich sehe wie in so vielen von uns der Impuls da ist, nach etwas neuem, nach dem Anders, nach Selbsterkenntnis, nach Selbstmeisterei, nach neuen Beziehungen all around.

Aber ich sehe auch die Scheu, in die Tiefe zu steigen, wohl die nahende Einsicht dass es keinen anderen Weg, kein Gadget drumherum führt, auch kein Shortcut… aber die Scheu, sich selbst zu committen, zu sich selbst, zu dem Unbekannten den größten Unsicherheiten und Unbestimmtheiten, wer weiß schon wie lange der Weg ist? Ob wir da wieder raus kommen, und wie, als was oder eher wer?

Jep, oft scheint der Weg aussichtslos, unmöglich, unübersteigbar… ist so. Aber wenn wir noch mal rüber schauen, in das andere Camp… können wir uns Inspiration holen, wie wir da gemeinsam durch kommen.

Meine Reise begann mit meiner lieben Freundin Ganesha die mir von ihren Frauen Kreisen berichtete. Und ich dachte mir, wow, warum gibt es so etwas nicht für Männer? Das war 2019! Love you Neshi.

Wie gehts dir damit, dass es auf die Frage keine Antwort gibt?
Wie gehts dir damit, dass es für das Neue keine Vorbilder gibt?
Wie gehts dir damit, dass du finally auf dich selbst angewiesen bist?

Nicht dein Vater, nicht deine Mama sind diesen Weg gegangen, können dir demnach dabei auch nicht viel helfen. Sie stehen an dem selben Punkt wie du, nur dass sie viele Jahre mehr auf dem Buckel haben unter ihren Konditionierungen, den vererbten Mustern zu leben, in Beziehung zu sein, im dämmernden Dunklen tappend über die Fäden, die sie führen, in denen sie verstrickt sind.

Wir sind Pioniere. Wieder einmal :)
Gibt das nicht Mut?

Previous
Previous

Setting yourself up to fail

Next
Next

Die vier Schritte ins Bewusstsein